Ein erstaunlich anderes Werk, als man es sonst so von Thrillern kennt. Zum Einen ist da der tiefe Einblick in die japanischen Strukturen von Polizei und Medien sowie den Umgang von Mitarbeitern untereinander, zum Anderen erzählt der Roman selbst sehr unaufgeregt und stellt nicht den Entführungsfall, sondern den Konflikt zwischen Kriminaluntersuchungsamt und Polizeipressestelle in den Vordergrund.
Es liest sich gut, ist allerdings ein Wälzer von 760 Seiten und ich habe tatsächlich nun sieben Monate gebraucht, um ihn fertig zu lesen. Das ist natürlich zum Teil meiner wenigen Zeit geschuldet, um mal in Ruhe zu lesen, es lag aber definitiv auch daran, dass ich in der japanischen Kultur wenig Durchblick habe, welche Bedeutung die jeweilige Verbeugung oder der Umgang miteinander haben. Für einen Japaner ist vielleicht das Betreten des Teppichs des Vorgesetzten schon ein riesiger Frevel und nicht wieder gut zu machen und mir würde dieses Detail entgehen. Ich würde mich dann später fragen, warum der Chef so ein Arsch ist. Außerdem fiel es mir tatsächlich schwer all die japanischen Namen auseinander zu halten, weshalb ich immer wieder Pause von der Lektüre gemacht habe. Der Lesefluss hat lange einfach gestockt.
Dafür waren die letzten 200 Seiten, als langsam alles einen Sinn bekam, richtig gut und ich habe sie am Stück weg gelesen.
Wenn man Japan mag, keine Angst vor verwaltungspolitischen Erzählungen hat und sich auch dicke Bücher zutraut, ist es auf jeden Fall empfehlenswert.
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