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Sylt

Naturkunst
Naturkunst

Sylt. Die mystische Insel ganz im Norden Deutschlands. Verschrien als Treffpunkt der Reichen (und Schönen?).

Durch meinen Schwiegervater ist mir die Insel nun seit elf Jahren bekannt. Dort war ich dennoch so selten, dass man es an einer Hand abzählen kann. Von uns aus ist die Anreise weit und, wenn man das Fliegen vermeiden möchte, schier endlos. Mit dem Auto haben wir schon bis zu zehn Stunden gebraucht, mit dem Zug sind es durch Umstiege auch ca acht Stunden. Nichts, was mich reizt und mit Zunahme der Kinder auch immer weniger attraktiv.

Meine bisherigen Besuche waren normalerweise von familiären Feierlichkeiten geprägt oder zumindest von einigen vorgeplanten Events oder Erwartungen eingeschränkt.

Dieses Mal hatten wir uns bewusst eine Zeit ausgesucht, in der außer uns niemand im Haus ist, sodass wir völlig frei die Insel und ihre schönen Orte für uns entdecken konnten. 

Strand von Rantum
Strand von Rantum

Zunächst einmal hatten wir richtig Glück mit dem Wetter. Bei unserer Ankunft nieselte es etwas und die ersten beiden Tage war es grau und stürmisch, aber ab dann hatten wir ausschließlich Sonnenschein, ruhiges Meer, wenig Wind und warme Temperaturen. Perfekt, um die Seele baumeln zu lassen.

Mit den Kindern hatten wir einen Deal. Damit sowohl Entspannung, als auch Entdeckerdrang bedient wurden, würden wir Strandtage und Ausflugstage im Wechsel machen.

Das hat dann auch ziemlich gut funktioniert. 


Am Strand
Am Strand

Strand

Unsere Strandtage waren alle unterschiedlich. Am Anfang sind wir viel einfach nur am Meer entlanggegangen und haben das Rauschen der Wellen genossen. Na gut, die Kinder haben sich auch in die Gischt gestellt und waren recht schnell sehr nass. Das hat am ersten Tag zu einer baldigen Rückkehr zum Haus geführt.


Alle unsere Strandtage haben wir am Rantumer Strand verbracht. Vom Haus aus gibt es zwei nähere Zugänge, die beide nur ca zehn Minuten Fußweg entfernt sind.

Wir haben uns für die Zeit einen Strandkorb gemietet und dort auch die Tasche mit dem Sandspielzeug gelassen, um sie nicht jeden Tag hin und her tragen zu müssen.


Die Kinder haben auf jeden Fall jeden Tag das Maximum herausgeholt. Wir waren im Meer baden und plantschen, sind bei Ebbe über die Sandbänke gewandert, haben Krebse beobachtet, Möwen gejagt, Muscheln gesammelt, Naturkunstbilder gelegt, Sandburgen gebaut und große Löcher gegraben, die jedes Mal besser und tiefer wurden. An dem Tag, als Norbert und besuchte, wurde mit seiner Anleitung Sebastian im Sand verbuddelt und danach gab es kein Halten mehr. Jeder wollte auch mal dran sein. Julie war so perfekt in die Landschaft eingepasst, dass Milan und Elea auf sie getreten sind. 

Essen gehen

Insgesamt waren wir dreimal auswärts essen. Manches davon sehr empfehlenswert, anders... naja.


L'Osteria Westerland

An einem unserer Ausflugstage sind wir irgendwann sehr spät mit dem Essen dran gewesen und völligst ausgehungert in der L'Osteria eingefallen. Schon der Start war holprig. Die zuständigen Kellner haben zweimal gewechselt und waren alle etwas verpeilt. Erst haben sie Malunterlagen gebracht und mehrfach die Stifte vergessen, dann mussten wir dreimal an ein Getränk erinnern und den Streukäse für Julie ist Sebastian am Ende selbst holen gegangen. Und als das fehlende Getränk endlich gebracht wurde, verlor der Kellner mit dem Tablett das Gleichgewicht und begoss mich und meinen Rucksack mit zwei vollen Gläsern sehr zuckriger Getränke. Den Rucksack habe ich versucht auszuwaschen. Erfolglos. Und ich selbst war komplett nass und klebrig. Wenn wir nicht alle solchen Hunger gehabt hätten, wäre ich an dieser Stelle gegangen. Nicht mal, weil ich dem Kellner böse gewesen wäre, aber mein Spaß am Ausgehen war definitiv vorüber.

Zum Glück war es recht warm und bis wir gegessen hatten, war ich getrocknet.

Positiv ist, dass die Kette mir den Rucksack erstatten wird. Blöd war die Rennerei vorher, bis das Abgesegnet werden konnte und dass ich mir wenigstens das Angebot eines freien Nachtisches oder etwas ähnlichem auf den Schreck gewünscht hätte. Leider ist das ausgeblieben. Schade. Denn mal von den ganzen Missgeschicken abgesehen, war das Essen sehr gut.


Sansibar

Mit Norbert waren wir in der Sansibar essen. Mit dem Rad knapp vier Kilometer Richtung Hörnum zu fahren, war es in guter Nähe, auch wenn es später würde.

Klarer Pluspunkt des Restaurants: Der riesige Kinderspielplatz direkt neben den Tischen und Strandkörben. So kann man ganz gemütlich bestellen und essen und die Kinder sind in Sichtweite beschäftigt. Unsere haben es in vollen Zügen genossen und auch für uns war es ein sehr entspanntes Essengehen.

Das Essen war sehr sehr gut, allerdings auch preislich entsprechend. Interessant an der Sansibar ist, dass es dort viel um Sehen und Gesehen-werden geht, aber dennoch alle sehr leger rumlaufen und im Umgang ganz locker sind.


Samoa

Das Seepferdchen. Ein hübsches Restaurant zwei Kilometer südlich von Rantum. Auch dieses mit dem Rad gut zu erreichen und trotz großer Beliebtheit haben wir problemlos einen Platz für sechs Personen bekommen. Allerdings waren wir mit halb sechs auch recht früh in der Uhrzeit.

Auch dieses Restaurant war mit einem nahen Spielplatz ausgestattet, wenn auch nicht ganz so gut einsehbar wie in der Sansibar. Wir haben es mit ab und an mal aufstehen und nachschauen dennoch recht entspannt durchs Essen geschafft. Die Kleidung ist etwas festlicher gewesen, aber auch hier war die Bedienung locker und lustig, das Essen wirklich sehr gut und auch die Kinder waren begeistert. Preislich liegt man allerdings ebenfalls im oberen Bereich. Wobei die Qualität des Essens es auch rechtfertigt.

Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Ort. 

Sansibar
Sansibar
Samoa
Samoa

Ausflüge

Wie bereits erwähnt haben wir auch immer wieder Touren mit dem Rad unternommen. Es sei vorweggenommen, dass wir auch dieses Mal nicht alles geschafft haben, was wir uns vorgenommen hatten.

Leider war für List und den nördlichsten Punkt Deutschlands sowie die sagenumwobene Wanderdüne wieder zu wenig Zeit. Sehr gerne wären wir mit dem Bus bis ganz in den Norden gefahren, aber die Fahrt alleine kostet fast eine Stunde und eine ganze Menge Geld, wenn man mit so vielen reist. Und mit dem Rad ist es hin und zurück einfach zu weit für die Kinder. Schade, denn nur zu gerne hätten wir das Ganze mit einer Fährfahrt zur dänischen Insel Rømø gekrönt und dort das Drachenfest besucht, das am ersten Septemberwochenende ausgetragen wurde. Wäre bestimmt schön bunt und ganz besonders geworden. 

Vielleicht beim nächsten Mal. 

Und auch die Wattwanderung mussten wir streichen. Dafür waren wir mit dem Buchen einfach zu spät und alle Plätze in den Familienführungen bereits belegt.

Aber wir haben dennoch schöne Orte entdeckt:


Teekontor Keitum 

Vor elf Jahren war ich einmal dort und sofort schockverliebt. Seitdem besitze ich ein Abo für den Newsletter und hatte immer vor, einmal zurück zu kommen. Schon beim Betreten des Ladens umwehen einen die schönsten Teegerüche. Ich kann mich dann jedes Mal kaum entscheiden, welchen ich gerne probieren und mit nach Hause nehmen möchte. Beim letzten Mal wurde uns der Lapachotee empfohlen und wir haben es nie bereut. Dieses Mal habe ich nach dem viel umworbenen hauseigenen Eistee gefragt und mich letztlich für einen fruchtigen Rooibusch als Grundlage entschieden. Auch für meine Mutter, die wirklich viel Tee besitzt, konnte ich etwas Neues und leckeres ergattern.

Teezeremonien werden einmal im Monat angeboten und würden mich ja auch mal interessieren, aber die Plätze sind rar und mit den Kindern im Schlepptau haben wir es dieses Mal gar nicht erst probiert.

Definitv ein To-Do für den nächsten Besuch ;) 

Von außen
Von außen

Wochenmarkt Westerland

Gleich am ersten Tag hatten wir das Glück, dass in Westerland Wochenmarkt war. Wir sind also kurzerhand mit den Rädern hingefahren, um den leeren Kühlschrank zu füllen und in die Lebenswelt der Insel einzutauchen. Hat auch funktioniert. Die beiden Husumer am Fischstand waren richtige nordische Originale und haben die Kinder (und uns) mit diversen Leckereien zum Probieren um den Finger gewickelt. Bis dato hatte ich beispielsweise noch nie Seespargel probiert, aber es war definitiv eine leckere Erfahrung.

Und auch die Dame vom Käseauto war total nett und hatte so viele gut aussehende Sorten, dass wir uns kaum entscheiden konnten. Am Ende hat glaub ich jeder von uns einen Käse ausgesucht (außer Milan, der hat geschlafen). Davon haben wir die ganze Woche gezehrt und waren sehr begeistert.


Schokoladenmanufaktur Sylt

Mehr durch Zufall, als durch Planung sind wir an diesem Ort in Tinnum gelandet. Zunächst hatten wir einen Rest Syltella im Kühlschrank gefunden, der wieder Erwarten richtig lecker war. Wieder erwarten deshalb, da wir beide keine Nutellafans sind und Dinge auf denen Sylt steht normalerweise schrecklich teuer sind, aber dennoch alleine des Namens wegen gekauft werden.

Jedenfalls waren wir gerade vom Teekontor aus auf dem Weg nach Westerland und beim Suchen nach dem besten Weg, sah ich auf der Karte den Vermerk zur Manufaktur. Da noch Zeit war, haben wir den kleinen Umweg mit eingeplant.

Ähnlich wie beim Tee, war auch dieser Laden randvoll mit Köstlichkeiten und wir konnten uns kaum entscheiden. Da gab es Pralinen, Schokoladen mit den abgefahrensten Kombinationen (z. B. Zartbitter-Veilchen), Schokolollis für Kinder, Liköre, Zuckermischungen für Apfelpunsch, diverse Sorten Trinkschokolade und vieles mehr. Am Ende waren wir deutlich ärmer, aber dafür umso seliger.

Auch hier kann man die Manufaktur besuchen (und nicht nur vom Verkaufsraum aus durch die Scheibe glotzen), aber man sollte rechtzeitig eine Führung buchen.


Rantumer Becken

Eigentlich nur ein Deich, der etwas nach außen verlagert ist, sodass auf beiden Seiten des Weges Wasser liegt. Dennoch ein wunderschöner Ort, um vorbeizuschauen. Wir waren zweimal auf dem Deich unterwegs und fanden ihn sowohl bei Ebbe, als auch bei Flut schön. Es gibt viele Vögel zu beobachten und mit Sicherheit kann man hier ganz tolle Schlickwanderungen machen. Allerdings bläst der Wind hier besonders und eine Mütze ist empfehlenswert. 

Rantumer Becken am Abend und bei bestem Wetter
Rantumer Becken am Abend und bei bestem Wetter

Holzschalen brennen

Auch dieser Programmpunkt hat eher uns gefunden, als wir ihn. In einer Broschüre mit Ausflugstipps, stand dieser Workshop von Matthias Poppek. Kurzerhand haben wir angefragt und glücklicherweise noch einen Platz bekommen. Das Brennen selbst ist eine recht simple Sache, man muss sich nur etwas vor dem Funkenflug in Acht nehmen und sollte ein Auge darauf haben, dass man nicht zu tief oder zu nah am Rand brennt. Sonst hat man später ein Loch in der Schüssel.

Die Kinder hatten jedenfalls ihre große Freude daran und bis darauf, dass wir anschließend dringend eine Dusche brauchten, um das Gefühl des Geräuchert-seins wieder los zu bekommen, war es ein sehr empfehlenswertes Event. Herr Poppek bietet auch noch mehr naturnahe Erlebnisse an, die sich mit Sicherheit ebenfalls eignen.

Mehr zum Schale brennen, erfahrt ihr im gesonderten Blogbericht

Ausreiben nach dem Brennen
Ausreiben nach dem Brennen

Aquarium Westerland

Hier wollte ich schon immer mal hin, bin aber preislich bisher zurückgeschreckt. 

Dieses Mal hatte ich den Kindern davon erzählt und alle waren Feuer und Flamme. Also hatten wir es als festen Programmpunkt eingeplant. Und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt. Die Frauen am Empfang waren super nett und selbst dann noch entspannt, als Milan einen ganzen Ständer mit Mützen abgeräumt und auf sich drauf geschmissen hat.

Und auch das Aquarium selbst ist sehr schön gestaltet. Überall gibt es Scheiben und Bullaugen, die das Innere für den Betrachter vergrößern und die Becken sind hübsch angelegt.

Die Bewohner sind, wie in jedem anderen Zoo auch, mal mehr, mal weniger gut zu sehen, aber wir haben dennoch genügend Unterwasserwesen anschauen können, dass für alle Grund zum Staunen dabei war. Elea mochte die flachen, großen Fische (Rochen) und Joshua die Haie. Milan sagte zu jedem kleineren Fisch 'Baby' und bekam sich gar nicht mehr ein und Julie und mir gefielen die bunten Fische ganz besonders, während Sebastian von den Clown- und Kugelfischen nicht genug bekommen konnte.

Am Ende haben sich Joshua und Elea noch ein neues Kuscheltier ergaunert und diese erwiesen sich sogar auf unserer Heimfahrt im Zug noch als nützlich, als Milan mit fortgeschrittener Stunde immer quengeliger wurde. Da waren Walhai und Qualle nette kleine Tröster. 

Voller Faszination
Voller Faszination

Wir halten fest, um Sylt und seine Bewohner wirklich bis ins Detail zu entdecken, braucht es mehr als ein paar Tage. Vieles muss man sich leisten können, aber wenn man näher hinschaut, gibt es auch viele tolle Möglichkeiten, um auch ohne Geld besondere Erlebnisse zu finden.

Und es ist auf jeden Fall für alle was dabei. Strand, Meer, wilde Natur, Leuchttürme, Schiffe, kleine und größere Läden, Touristen, aber auch 'echte Sylter', versteckte Ausflugstipps, wie weltbekannte Locations. Einen zweiten Blick ist es in jedem Fall wert. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Judith (Montag, 05 September 2022 13:10)

    Bei mir ist der Funke auch nicht übergesprungen. Sylt ist schön, aber Domburg auf Zealand gefällt mir besser. Es hat keine häßlichen Hochhäuser wie auf Westerland und Kinder sind gerzlich willkommen. Warum ist auf Sylt alles um ein Vielfvieaches teurer, wenn es nicht um ein Vielfaches schöner ist. Aber es gibt auch wunderschöne Ecken und Herzlichkeit, die ich kennengelernt habe, als ich mein Patenkind auf Sylt besucht habe, der Hinz & Kunz sowie die bezaubernden Ecken kennt. Ich freue mich, dass ihr wieder gut zuhause gelandet seid und einen guten Start in die Schule. Alles Liebe

  • #2

    Die Karluschs (Sonntag, 11 September 2022 07:36)

    Moin!
    Jetzt bin ich endlich dazu gekommen den gesamten Blog durchzulesen. Wir haben eure Reise aus der Heimat interessiert verfolgt. Gerade auch, um Tipps zu bekommen, wie man mit Kindern eine solch lange Radtour unternimmt. Unser Wonneproppen ist zwar noch zu jung, aber man kann sich nie zu früh Infos holen. �
    Vielen Dank für den schönen und ausführlichen Bericht! Schön, dass ihr wieder gut Zuhause angekommen seid! Liebe Grüße von den Karluschs!